Bundestagswahl: Wie aus „Mehr Fortschritt wagen“ ein Scherbenhaufen wurde

Eine persönliche Schnellanalyse eines Dorstener Sozialdemokraten

Obwohl die Umfragen seit Monaten der SPD signalisierten, deutlich abgewählt zu werden, war der Strohhalm, an den sich Parteimitglieder und Sympathisanten der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands klammerten, ein nicht tragender Rettungsring.
Die bittere Niederlage kann in wenigen Sätzen erklärt werden.
– Die Dreier-Koalition funktionierte nur mit Kompromissen, die nicht gut erklärt wurden.
– Während Grüne und FDP sich inhaltlich und persönlich verhakten, fiel der SPD die undankbare Rolle des Moderators und Schlichters zu.
– Zusätzlich legte Corona das Land lahm.
– Dann überfiel Putin völkerrechtswidrig die Ukraine. Olaf Scholz hat alles daran gesetzt, die eigenständige Verteidigungsfähigkeit der Ukraine zu stärken, aber nicht als aktiver Akteur in den Krieg hineingezogen zu werden.
– Derweil überboten sich FDP (Strack-Zimmermann) und Grüne (Hofreiter) öffentlich darin, dem eigenen Koalitionskanzler Führungsschwäche zu unterstellen.
– Hinzu kam die Energiekrise. Obwohl Olaf Scholz sich als Krisenmanager bewährte, zeigten die unfairen Attacken nicht nur aus der Opposition, sondern besonders auch aus den Koalitionsreihen zunehmend negative Wirkung in der öffentlichen Wahrnehmung.
– Und dass Christian Lindner den Kanzler schäbig und charakterlos hintergangen hat, schadete nicht nur ihm, sondern auch Olaf Scholz und der SPD.
– Die galoppierende globale Inflation tat ein Übriges, um sich an der SPD-geführten Bundesregierung abzuarbeiten.
– Nicht unterschlagen werden darf bei dieser ersten Analyse, dass die SPD-Doppelspitze, bestehend aus Lars Klingbeil und Saskia Esken, es nie programmatisch und überzeugend in die Offensive geschafft hat. Von nicht zufliegender Sympathie ganz zu schweigen.
– Die SPD wird sich komplett neu aufstellen müssen, um wieder Boden unter den Füßen zu spüren. Mit 162 Jahren ist sie zwar die älteste demokratische Partei Deutschlands, aber sie ist nicht von gestern. Um weiter für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität einzutreten, wird sie dringend gebraucht.