Holocaustgedenktag in Dorsten – Würdevoll, mahnend, mit klarer Botschaft

Drei Veranstaltungen – drei Eindrücke – ein Versprechen

Technische Sensoren warnen frühzeitig vor Gefahren. Sie zeigen z. B. an, ob der PKW-Abstand zur Garagenwand knapp wird. Das Ignorieren würde zu einem Crash führen. Menschliche Sensoren haben die gleiche Funktion, um einen groben Fehler nicht noch einmal zu machen. Als 1933 Hitler an die Macht kam, ignorierte die Mehrheit der Deutschen die unüberhörbaren Warnsignale – und löste so weltweit eine Katastrophe mit Millionen toter Soldaten, Zivilisten und ermordeter Juden, sowie Andersdenkender aus. Ein Update der menschlichen Sensoren wird jährlich am 27. Januar, am Holocaustgedenktag, weltweit eingeleitet. Dorsten hat mit drei bemerkenswerten Veranstaltungen gezeigt, nicht nur vergessen zu wollen, sondern aktiv gegen Hetze und Hass aufzustehen. Ein Theaterstück, das unter die Haut ging, richtete sich gleichermaßen an junge Menschen der Lippestadt, wie in der zweiten Aufführung überwiegend an die Generation 50 plus. Nachdenklichkeit war anschließend allen Gesichtern der Besucher anzusehen. Des Weiteren der Koffermarsch durch die Innenstadt. Diesmal waren es ganz junge Schülerinnen und Schüler, die an die Deportation der Dorstener erinnerten, die nichts verbrochen hatten, sondern nur nicht in das menschenverachtende Weltbild der Nationalsozialisten passten. Die Deportation endete in der Ermordung. Kerzen beleuchteten am Abend die dritte Veranstaltung in Wulfen. An der Gedenktafel, die an die jüdische Familie Moisés erinnerte, hielt Swen Coralic, Stadtverbandsvorsitzender der Dorstener Sozialdemokraten, eine bemerkenswerte Rede, in deren Mittelpunkt die Erkenntnis der Philosophin Hannah Arendt stand, einer deutschen Jüdin, die vor den Nazis in die USA emigrierte: „Das persönliche Problem war doch nicht etwa, was unsere Feinde taten, sondern was unsere Freunde taten.“ Ein klarer Hinweis, dass Wegsehen und Verdrängen, als Mitschuld an den Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewertet werden muss. Swen Coralic forderte auf, heute von Rechtsaußenparteien verwendeten Begriffen, wie Bio-Deutsche und Re-Migration, deutlich zu widersprechen. Eine unmissverständliche Aufforderung an alle Demokraten, die menschlichen Sensoren zu pflegen. Drei Veranstaltungen – drei Eindrücke – eine Erkenntnis, „NIE WIEDER IST JETZT“.